VIERSEN | Noch sind es nur 25 Euro pro Tonne des Treibhausgases Kohlendioxid, die als sogenannte CO2-Abgabe anfallen, doch bis zum Jahr 2025 soll sich der Preis auf 50 Euro verdoppeln. Wahrscheinlich sogar schneller als von der Bundesregierung geplant – das Bundesverfassungsgericht hat der Regierung Tempo beim Kampf gegen den Klimawandel verordnet.
In Viersen lösen die Nachrichten aus Berlin und Karlsruhe große Besorgnis aus. „Das beschäftigt uns sehr“, sagt Stephan Sillekens, Aufsichtsratsvorsitzender der Viersener Aktien Baugesellschaft (VAB) und CDU-Ratsherr. „Wir haben zunehmend Sorge, dass sich durch die Auflagen das Ziel eines preisgünstigen Wohnraums immer schwerer erreichen lässt.“
Zwar soll die CO2-Steuer zielgerichtet für ökologische Projekte eingesetzt werden – Bau von Fahrradwegen beispielsweise – und 25 Prozent der Mehreinnahmen sollen die Verbraucher durch günstigere Strompreise und ein höheres Wohngeld auch direkt entlasten. Unterm Strich aber dürften die Mieter zusätzlich belastet werden. „Da zeichnet sich ab, dass zusätzliche Forderungen nach klimaschützenden Bestandssanierungen kommen“, sagt Sillekens.
Grundsätzlich hat die größte Wohnungsbaugesellschaft im Kreis Viersen bereits in den vergangenen Jahren auf erneuerbare Energien gesetzt, heizt ihre Neubauten mit Wärmepumpen, erreicht beispielsweise beim derzeit im Bau befindlichen Projekt „Körnerhöfe“ in der Alt-Viersener Innenstadt den hohen KfW-55-Standard. „Doch von unseren mehr als 3000 Bestandswohnungen werden etliche mit fossilen Energieträgern geheizt“, berichtet VAB-Vorstandsvorsitzender Albert Becker. Eine Umrüstung der Heizungsanlagen würde nach einer ersten Kalkulation mit rund 30 Millionen Euro zu Buche schlagen – das ist in etwa so viel, wie die VAB bislang in drei Jahren in ihre Neubauaktivitäten steckte. „Ich sehe da persönlich ein Dilemma“, sagt Sillekens. „Wir kommen in einen Geldwettbewerb: entweder Klimaschutz im Bestand – oder Bestandserneuerung im Neubau.“
Was plant die VAB konkret, um CO2-Ausstoß zu vermeiden?
„Wir installieren jetzt drei Testanlagen in unseren Bestandsbauten, bei denen wir schauen, wie effektiv Hochtemperaturwärmepumpen wirklich arbeiten“, berichtet Becker. Er ist sich sicher: die energetische Erneuerung wird vom kommenden Jahr an das Investitionsprogramm der VAB verändern.
Welche Baumaßnahmen kommen in diesem Jahr noch?
Aktuell baut die VAB am Bahnhof vier Mehrfamilienhäuser und setzt die Arbeiten an den „Körnerhöfen“ in der Innenstadt fort. Ingesamt entstehen dort 121 neue Wohneinheiten für fast 26 Millionen Euro – von der gehobenen Komfortwohnung in einer Premiumwohnanlage, bis zur günstigen Single-Wohnung. Mit 28 öffentlich geförderten Wohnungen ist der Komplex an der Brüsseler Allee gegenwärtig die größte Maßnahme der öffentlichen Wohnbauförderung im Kreis Viersen.
Wie kam die VAB durch das Coronajahr 2020?
Verhältnismäßig gut. Weniger als 100 Mieter hatten Probleme, ihre Miete zu zahlen. „In persönlichen Gesprächen konnten wir für alle eine Lösung finden“, berichtet VAB-Vorstandsmitglied Thomas Klapdor. Von April 2020 an verzichtete die VAB auf Mieterhöhungen. Die Bilanzsumme stieg 2020 um 6,6 Millionen Euro auf gut 129 Millionen Euro. Mehr als zehn Millionen Euro wurden investiert, davon 6,0 Millionen für Neubauten sowie 4,5 Millionen für Instandhaltung der Bestandsbauten.
Wie entwickelte sich der Gewinn? Der Jahresüberschuss erhöhte sich in 2020 erneut um rund 200.000 Euro auf jetzt knapp 1,6 Millionen Euro. Davon werden 264.000 Euro an die Stadt Viersen ausgeschüttet – das entspricht einer Dividende von vier Prozent.